Geschichte

  • Verein: Förderverein Geschichte und Sport Kienbaum e.V.
  • Gründung: 08.03.2022

 

Kienbaum liegt mitten in Brandenburg, einer flachen Landschaft, die sich durch Wälder, Wiesen und Seen auszeichnet. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet dort eines der bestgehütesten Geheimisse der DDR-Sportgeschichte, ein geheimer Bunker, zu finden ist?
Beim Betreten der geheimnisumwobenen ehemaligen Höhentrainingsanlage kommt einem ein Geruch von Rost und alter Tapete entgegen, die Einrichtung ist gelb und braun. In diesem Moment fühlt man sich zurückversetzt in eine andere Zeit, knapp 30 Jahre in der Vergangenheit.
Dennoch ist in der Anlage alles so aufgebaut, als wenn gestern noch Sportler*innen dort trainiert haben. Die Tageszeitung von früher ist aufgeschlagen, Wimpel und Fahnen hängen an den Wänden, lediglich die Monitore sind schwarz…
Die Idee der Höhentrainingsanlage ist im Jahr 1974 geboren. Seitdem waren die Aufenthalte ausländischer Sportler Geschichte, die neben den deutschen Athleten im Sportzentrum Kienbaum trainiert haben. Im Jahre 1976 ist der Startschuss für die Planung und letztendlich für den Baubeginn gefallen, unter der Leitung vom ehemaligen Schwimmer Horst Fritsche. 1979 wurde die damals in der Idee und Konzeption einmalige Höhentrainingsanlage der Welt eröffnet.
Diese Einrichtung unterlag der Staatskontrolle und war komplett geheim. Die Mitarbeiter*innen als auch die Sportler*innen und Trainer*innen mussten vor dem Betreten des Bunkers eine Verschwiegenheitserklärung abgeben. Es durfte kein Wort über die Vorgänge in der Kammer gesprochen werden. Kein Wort zur Familie, kein Wort zu Freunden, und auch kein Wort zu den anderen Mitarbeitern des Sportzentrums.
Die Küche lieferte Essen zum Bunker, ohne zu wissen, was dort drinnen passiert. Auch wenn keiner offiziell an der Tür geklopft und gefragt hat, was in dem Bunker vor sich geht, haben Geheimdienste anderer Nationen Wind von der Anlage bekommen. Nach dem Motto: „Im Sport hört die Freundschaft auf“, entstand eine Feindschaft zwischen der DDR und der UdSSR. 10 Jahre haben ausgewählte Kadersportler in der Kammer unter Höhenbedingungen, d. h. unter  sauerstoffarmer Luft, um einen schnellen Zuwachs der roten Blutkörperchen zu erzielen, trainiert.
Mithilfe eines technischen Kreislaufes wurden Luftbedingungen für bis zu 4000 Meter Höhe (optimale Bedingungen waren bei 2800 – 3200 Meter) simuliert. Dabei wurden zudem die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit entsprechend angepasst. Das war das eigentliche Geheimnis. Die Sportler mussten nicht mehr weit reisen, sondern konnten ihr Höhentraining auch in Deutschland absolvieren.
Hauptsächlich wurde das Höhentraining von Ausdauersportarten in Anspruch genommen, den Biathleten und Läufern, den Radsportlern, die auf Ergometern der Marke Kienbaum trainierten, und den Kanuten, die in der unteren Etage der mehrstöckigen Kammer ein Kanubecken hatten. Auch Schwimmer und Boxer haben versucht ihre Krafteinheiten unter Höhenbedingungen zu absolvieren.
Marathonläufer Waldemar Cierpinski bereitete sich auf die Olympischen Spiele 1980 in Moskau in der Höhentrainingsanlage in Kienbaum vor, wo die Gegebenheiten von Teilabschnitten der olympischen Strecke simuliert wurden. Letztendlich konnte er bei diesen Spielen zum Olympiasieg laufen.
Sehr wehmütig war die Schließung der Höhentrainingsanlage im Jahr 1990, mit der Wende. Der BBC war als erste Presse vor Ort, danach folgten viele weitere Medienbesuche, die mit den Mitarbeitern sprechen wollten.
Mit dem Ende des geheimen Bunkers zeichnete sich für die meisten Mitarbeiter*innen auch das Ende ihrer Arbeit im Sportzentrum Kienbaum ab … eine damals einzigartige Anlage sagt Tschüss…

Heute (bis zur Brandsituation) ist die ehemalige Höhentrainingsanlage als Museum auf dem Gelände des Trainingszentrums Kienbaum hergerichtet und wird von Rentnern und früheren Mitarbeiter*innen gepflegt und aufbereitet.